Statt Skiurlaub wollten wir dieses Jahr in Sachen Wintersport mal einen Schritt weitergehen und uns in die Arktis wagen. Und dass, obwohl ich schon bei 10 Grad plus anfange zu frieren … Aber wir hatten eine Mission: wir wollten unbedingt die Nordlichter sehen und da muss man die Kälte wohl oder übel in Kauf nehmen. Zum Glück lag die Tiefsttemperatur in dieser Woche in Tromsø nachts lediglich bei -7 Grad und tagsüber um den Gefrierpunkt, so dass ich mit den zur Verfügung gestellten Winterstiefeln und den Arktis-Overalls ohne Erfrierungen davon gekommen bin.
Nachdem wir erst spät in der Nacht in unserem Hotel angekommen sind, ging es direkt am nächsten Morgen los zur Hundeschlittentour. Noch etwas verschlafen wurde uns bei der Einweisung klar, dass wir tatsächlich mit dem Schlitten und unseren sechs Hunden davor auf uns allein gestellt waren. Klar waren die Guides mit dabei, aber irgendwo weit vorne in der Gruppe. Bergab bremsen, bergauf mit anschieben, in den Kurven das Gewicht passend verlagern und bloß nicht den Schlitten loslassen. Puh, da ging uns erst einmal ganz schön die Pumpe! Aber schnell bekam man ein Gefühl für den Schlitten und die Hunde kannten den Weg ja zum Glück. Es war ein unglaublich tolles Gefühl mit den Hunden ein Team zu werden und die weiße Winterlandschaft an sich vorbeiziehen zu sehen. Die Hunde konnten es kaum erwarten loszurennen und wenn aus irgendeinem Grund gebremst oder gar angehalten werden musste, warfen sie empörte Blicke zurück, als wollten Sie sagen: Was soll das denn jetzt? Von uns aus hätte die Tour noch ewig so weiter gehen können. Nach knapp 2 Stunden waren wir wieder zurück auf der Farm, haben uns mit Kuchen und Tee gestärkt und noch einiges über die Aufzucht von Schlittenhunden gelernt.
Wieder zurück in Tromsø sind wir noch kurz durch die Stadt geschlendert bevor es am frühen Abend bereits auf unsere erste Nordlichterjagd ging. Es hatte über den Tag viel geschneit und wir haben uns besorgt gefragt, wo wir denn bitte klaren Himmel finden sollen. Tatsächlich sind wir mit dem Minibus bis nach Finnland gefahren und haben dort unter wolkenlosem Himmel auf einem zugefrorenen See unser Camp aufgeschlagen. Auf Rentierfellen saßen wir um ein Lagerfeuer, haben heiße Schokolade getrunken, immer wieder unsere Kameraeinstellungen geprüft und gespannte Blicke auf den Himmel geworfen. Doch nichts ist passiert. Die Nordlichter waren wohl einfach nicht in Stimmung. Bis nach Mitternacht haben wir ausgeharrt und auch auf der langen Fahrt zurück immer wieder den Himmel abgesucht. Nichts. Um halb vier morgens waren wir wieder im Hotel. Zwar waren wir etwas enttäuscht, dass wir keinen Erfolg hatten mit unserer Jagd, aber es war trotzdem ein tolles Erlebnis, die halbe Nacht draußen im Schnee um ein Lagerfeuer verbracht zu haben.
Am nächsten Vormittag ging es dann auf einen Roadtrip durch die arktischen Fjorde. Leider haben wir keine Rentiere oder Elche zu Gesicht bekommen, aber da es fast die ganze Zeit geschneit hat, war es auch schwer, sie zu entdecken. Dafür kam aber das richtige Arktis-Feeling auf: meterhoher Schnee, unberührt und völlig ohne Fußstapfen, in den wir uns einfach haben fallen lassen wie kleine Kinder. Winterlandschaft so weit das Auge reichte, zugefrorene Seen und am Ufer der Fjorde auch schneebedeckte Strände.
Einfach toll, nachdem wir den ganzen Winter über zuhause noch keinen Schnee gesehen hatten.
Am Abend starteten wir dann den zweiten Versuch die Nordlichter zu sehen. Dieses Mal mussten wir nicht ganz so weit fahren, um klaren Himmel zu finden. Die Schneelandschaft war noch viel schöner als in der Nacht zuvor. Wir waren wieder auf einem zugefrorenen See, aber dieses Mal mit einer herrlichen Bergkulisse die an ein kleines Zwillings-Matterhorn erinnerte. Wir vertrieben uns die Zeit mit Lagerfeuergeschichten und lustigen Fotoshootings in unseren arktischen Klamotten mit Lichteffekten, die uns die lange Belichtungszeit ermöglicht hat. Doch wieder konnten wir keinen einzigen grünen Streifen am Himmel ausmachen. Das konnte doch nicht wahr sein! Die Erfolgsquote sollte doch angeblich bei über 90% liegen. Unser Guide bestätigte uns, dass nun schon seit 3 Tagen niemand in der Umgebung Polarlichter gesehen hatte und dass das wirklich total ungewöhnlich sei. Na toll, und jetzt? Zwei Nächte hatten wir bereits vergeblich auf dieses Naturphänomen gewartet und den letzten Abend wollten wir eigentlich entspannt in einem Restaurant verbringen. Aber wir waren ja nicht zum Schlafen bis in die Polarregion gereist und wir wollten auf keinen Fall nach Deutschland zurückkehren ohne SIE gesehen zu haben. Es half also nichts: wir buchten uns für den nächsten Abend auf eine weitere Nordlichterjagd – dieses Mal im großen Reisebus.
Tagsüber hatten wir aber erst noch ein anderes Highlight auf dem Programm: eine Schneemobil-Tour. Auch hier hatte ich wieder Sorge zu erfrieren, aber zum Glück unbegründet: es gab über den warmen Overall noch einen winddichten Mantel und die Griffe des Schneemobils waren beheizt! Die vier Stunden auf der wie Skipisten gekennzeichneten Strecke verging wie im Flug. Es gab Gelegenheit richtig Gas zu geben und aber auch Abschnitte, auf denen man sich vorsichtig durch den Tiefschnee arbeiten musste. An der Dreiländergrenze zwischen Norwegen, Finnland und Schweden haben wir selbstverständlich alle für ein Foto posiert und nach einem warmen Mittagessen ging es dann wieder zurück nach Tromsø.
Eine Stunde hatten wir zum Verschnaufen, dann ging es wieder los auf Jagd. Heute musste es einfach klappen, denn morgen Mittag ging unser Flieger nach Hause. Letzte Chance also! Der Vorteil von dem großen Reisebus war, dass man sich drinnen immer wieder aufwärmen konnte, denn auf dieser Tour waren keine zusätzlichen warmen Klamotten inklusive. Wir waren geschafft von dem Tag und den zwei Nächten zuvor, so dass wir die ersten Stunden erst einmal im Bus abwarten wollten. Wir hatten gerade beschlossen, uns in einer halben Stunde dann doch nach draußen zu begeben als einer unserer Guides aufgeregt schreiend zum Bus gelaufen kam. Wir konnten unser Glück nicht fassen, endlich durften wir die Nordlichter mit eigenen Augen sehen und dass auch noch vor einer unglaublich schönen Kulisse: einem verschneiten Fjord. Da sich die „Lady Aurora“ die letzten drei Nächte nicht hatte blicken lassen, wollte sie jetzt wohl alles nachholen: Sie hat eine phantastische Show abgeliefert. Bestimmt eine Stunde lang tanzte sie immer wieder über den Nachthimmel. Immer in verschiedenen Formen, immer in Bewegung. Ein Wahnsinns-Erlebnis. Das Warten hatte sich tatsächlich gelohnt! Außer uns war an diesem Abend anscheinend die halbe Stadt genau an diesen Fjord gekommen, um die Polarlichter zu sehen. Was uns am Anfang gestört hatte, verstärkte am Ende jedoch das tolle Erlebnis. Jeder lief mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht durch den Schnee. Überall am Ufer brannten Lagerfeuer und es wurde Musik gespielt. Es war wie eine Full-Moon-Party und der perfekte Abschluss für unsere Reise. Danke, traveljunkies!