Reisebericht Myanmar Erfahrung traveljunkies

Erfahrungsbericht Myanmar – der traumhafte Süden

Nach eher naturlastigen Reisen der letzten Jahre stand uns der Sinn mal wieder in Richtung Kultur und Menschen. Myanmar war schon lange auf unserer Agenda und so haben wir Jasmin gebeten, uns eine spannende Reise zu planen. Ich werde im Bericht auf unsere Erlebnisse eingehen. Weitere Informationen zur Geschichte des Landes mag jeder selbst nachlesen.

Eine Reise nach Myanmar bedeutet ein tiefes Eintauchen in den Buddhismus und seine Kultur. Wir haben hier mehr Präsenz gespürt als in anderen asiatischen Ländern. Wie Minh berichtete, sind die Burmesen stolz darauf, ihre alte Kultur nach langer Kolonialherrschaft und Militärdiktatur wiedererlangt zu haben.

Erschüttert hat uns die radikale Abholzung des Landes. Es wird sicher Jahrzehnte brauchen bis wieder eine Aufforstung zu erkennen ist. Vor den Toren der großen Metropolen findet die Landwirtschaft statt, die die Menschen der Städte versorgt. Es gibt keine ausgeprägten Logistikunternehmen. Es wird das gegessen, was vor Ort produziert wird.

Bevor ich zur Rundreise komme, noch einige allgemeine Anmerkungen zum Tourismus in Myanmar.
Wer einreist benötigt ein Visum, problemlos auf e-visa zu bekommen. Zur Zeit gibt es eine begrenzte Probephase für Visa upon arrival.
Die Währung, der Kyat (sprich Tschatt), wird gern genommen. Dollar werden in Hotels und größeren Läden akzeptiert. Allerdings sollten die Scheine fast neu sein. Das Wechselgeld wird meist auch in Dollar herausgegeben. Man kann mittlerweile häufiger mit Kreditkarte zahlen. Es empfiehlt sich mindestens zwei Karten mitzuführen. Die VISA meiner Frau hat nicht funktioniert. Man kann auch Geld mit der Kreditkarte an zahlreichen Automaten abheben. Die Gebühren pro Transaktion betragen etwa 3€. An den Automaten immer die Landeswährung auswählen. Wenn man aus Bequemlichkeit Euro angibt, ist der Umrechnungskurs deutlich schlechter als auf der Bank.

Die Straßen sind in einem erstaunlich guten Zustand, vor allem die Highways zwischen den Metropolen. Durch den Umzug in die neue Hauptstadt Naypyidaw ist die Nord-Süd-Verbindung teilweise 4-spurig ausgebaut worden. Klar, die Nebenstraßen sind mitunter nicht befestigt. Die Anbindung an die Hauptstraßen ist gefühlt recht kurz. Wer plant selbst mit dem Auto zu fahren, sollte diesen Plan eher vergessen. Prinzipiell kann man nach Genehmigung von drei Ämtern wohl fahren. Wir haben uns aber sagen lassen, dass dann schon der halbe Urlaub vorbei wäre. Völlig ungewohnt war der herrschende Rechtsverkehr wie bei uns, aber mit dem Lenkrad auf der rechten Seite. Auf den Autobahnen gibt es Mautstellen, auch die Durchfahrt durch Städte kostet mitunter etwas. Mopeds, E-Bikes und Fahrräder kann man sich als Tourist ohne Probleme ausleihen. In Yangon ist das Fahren mit Mopeds für alle verboten, ein ungewöhnlicher Anblick für eine asiatische Stadt. Verkehrsregeln gibt es auch. Die werden in Ermangelung von ausreichend Kontrollpersonal sehr individuell interpretiert.

Die Menschen sind ausgesprochen freundlich, teilweise zurückhaltend. Leider ist die Armut noch ein verbreitetes Problem. Es gibt zahlreiche Bettler, vor allem Frauen mit Kleinkindern. Trotzdem erscheinen die meisten Menschen fröhlich und aufgeschlossen. Sie sind an uns genau so ehrlich interessiert wie wir an ihnen. In den touristischen Hochburgen haben sich schon einige typische Verhaltensweisen eingeschlichen, kein Vergleich aber mit zum Beispiel nordafrikanischen Ländern. Kauft man etwas, verabschiedet einen die ganze Familie und begleitet noch winkend zur Tür.

Essen und Trinken sind wie in allen asiatischen Ländern kein Problem. Es wurde uns aber von streetfood abgeraten, da insbesondere Salate mit schlechtem Wasser gespült werden. Sonst findet man einen kompletten Querschnitt durch die asiatische Küche. Empfehlenswert sind auch regionale Gerichte wie wir sie bei Gastfamilien kennengelernt haben. Die Preise sind niedrig. 1l Wasser 40 Cent, Cola 60 Cent im Laden. Ein Essen zum Sattwerden liegt so bei 3€, Snacks deutlich weniger. Ach ja, Wasser aus dem Hahn nur zum Duschen verwenden.

Das Klima war in dieser Jahreszeit (13.1.2020 – 27.1.2020) trocken. Die Temperaturen schwankten von 33°C bis 8°C in den Bergen. Es gibt auch in der Trockenzeit zahlreiche Mücken. Wir verwenden seit einigen Jahren ein Präparat mit dem Wirkstoff DEET, da Icaridin schon mehrfach versagt hatte. Auch haben wir eine Malariaprophylaxe betrieben, da in einigen Gebieten die Malaria tropica zu Hause ist.

Die Unterkünfte waren bis auf eine Ausnahme sehr gut. Das ist allerdings auch unser Wunsch. Wir sind nicht mehr im Backpacker-Alter und möchten Hostels meiden. Zu den Guides und dem lokalen Reiseveranstalter ist nur positiv zu berichten. Wir sind bereits das dritte Mal mit Khiri-Travel unterwegs. Die Durchführung der Reise war hervorragend. Die lokalen Führer sprachen englisch und waren gut ausgebildet. Sie waren von Khiri bereits über unsere Vorlieben informiert worden. Das haben wir natürlich sehr genossen. In jeder Phase der Reise waren wir gut betreut und konnten uns voll und ganz den geplanten Erlebnissen widmen.

Am ersten Tag haben wir mit Minh, der uns 4 Tage begleitete, zunächst den lokalen Markt besucht. Minh ist übrigens studierter Ozeanograph. Es herrschte ein reges Treiben und wir konnten die Menschen beim Handeln beobachten.
Bunter Markt in Yangon

Vor dem Markt fütterten einige Leute Tauben. Man sollte als Buddhist jeden Tag eine gute Tat begehen.
Das bunte Leben in Yangon
Ein paar Meter weiter gelangten wir schon zur beeindruckenden Shwedagon-Pagode. Hier ist alles Gold was glänzt. Der große Stupa ist mit 25 t, in Worten Tonnen, Gold bedeckt. Vor zwei Jahren waren es noch rund 50 t. Statiker haben aber zum Schutz die Hälfte abtragen lassen. Mein Wunsch beim Schützen zu helfen wurde lächelnd verneint. Minh erzählte einiges über die Leute, die die Pagode besuchen. Teilweise wollen sie abkürzen, um im Zentrum schneller von einer zur anderen Seite zu gelangen. Andere treffen sich mit Freunden zum Picknick oder einfach zum Erzählen. Einige finden sich zum Gebet ein. Die nächsten wollen an den Ecken der acht Wochentage ein Wasseropfer für Buddha bringen. Der Tag der Geburt spielt bei den Burmesen eine wichtige Rolle für ihr gesamtes Leben. Die Woche besteht zeitlich aus sieben Tagen, der Mittwoch wird jedoch in zwei Tage aufgeteilt. Wie wir feststellten, fällt unser beider Geburtstag auf einen Montag. So haben wir an der Monday Corner ein Wasseropfer geleistet. Später waren wir noch bei einer Wahrsagerin in der Pagode. Sie hat das Geburtsdatum auf eine Schiefertafel geschrieben und gerechnet. Zusammen mit Karten erhielten wir einen Blick in die Zukunft. Hm, sah für uns beide gar nicht so schlecht aus. Die obere Spitze des Stupa heißt heiliger Schirm. Hier sind ganz besondere Opfer angebracht wie Juwelierarbeiten aus Gold und kostbaren Steinen.
Shwedagon Pagode - goldener Stupa
Shwedagon Pagode Monday Corner Wasseropfer
Nach dem Lunch sahen wir das Secretariat Building, ein Regierungsgebäude mit teilweise trauriger Geschichte. Hier wurden 1947 der Begründer des modernen Myanmar, General Aung San und sechs Minister von Paramilitärs ermordet. Das Gebäude wird zur Zeit renoviert, kann aber von innen besichtigt werden. In einem separaten Raum sahen wir historische Filmdokumente zur Unabhängigkeit Myanmars. Nach so viel schwerer Politik sorgte ein Lacher für Auflockerung. Unsere schöne Führerin Jamin sprach immer von Beauty-Minister, zumindest verstand ich das. Mit Verwunderung auch im Hinblick auf die politischen Aufgaben habe ich nachgefragt. Letztlich handelte es sich um den Deputy-Minister. Wir haben aber dennoch beschlossen Jamin zur Beauty-Ministerin zu ernennen.
Secretariat Building Yagon
Der Nachmittag bestand in einem ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt von Yangon. Es erinnern noch zahlreiche Gebäude an die Kolonialzeit. Durch den Umzug in die neue Hauptstadt stehen viele Gebäude leer und verfallen. Andere wurden an lokale oder ausländische Investoren verkauft und sind heute Banken, Hotels oder ein Museum. In einem Stadtteil saßen am Rand eine Menge Schreiber. Das sind Leute, die für andere Briefe schreiben oder Formulare ausfüllen oder einfach nur kopieren. Eine Frau hatte eine deutsche Adler-Schreibmaschine, die sie seit rund 50 Jahren verwendet. Minh berichtete auch, die Geschäftsstraßen seien thematisch geordnet. Es gäbe eine Technikstraße, z.B. für Mobiltelefone, Waschmaschine etc. Dann sei da eine Papierstraße, in der es Bücher und alles für das Büro gäbe. Auch eine Schmuckstraße existiert mit unzähligen Juweliergeschäften. Man müsse also einem Taxifahrer nur sagen, was man kaufen wolle und er bringt einen in die richtige Straße.

Den frühen Abend haben wir in einem tollen Café verbracht mit leckerem frischen Kuchen und Eiskaffee. Hier hat Minh uns noch einiges über seine Familie erzählt.
Yangon Park Myanmar
Menschen erholen sich im lokalen Park.
Entspannung im Park von Yangon
blaues Bankgebäude Yangon
Bankgebäude sind immer in Blau gehalten.
Viele Gebäude stehen leer und verfallen.
buntes Stadtleben in Yangon
Verkehr in Yangon. Es ist kein Moped zu sehen.

Am nächsten Morgen führte die Reise weiter nach Kin Pun. Unterwegs gab es noch einen Zwischenstopp am Kriegsfriedhof in Taukkya. Hier finden sich über 30.000 Gräber gefallener burmesischer und englischer Soldaten. Jeder Name ist in Stein gehauen und jede Grabplatte enthält die Daten der Gefallenen.

Kriegsfriedhof in Taukkya
Kriegsfriedhof Taukkya: über 30.000 Gräber

In Kin Pun angekommen stiegen wir auf einen Truck mit mehreren unbequemen Sitzreihen und fuhren zum goldenen Felsen über eine holprige Serpentinenpiste. Die Trucks fahren erst dann, wenn jeder Sitzplatz belegt ist. Es hat sich aber gelohnt. Die Kyaiktiyo-Pagode auf dem goldenen Felsen bietet einen atemberaubenden Blick über die Berge. Der Felsen selbst strahlt in purem Gold und liegt nur auf einer kleinen Fläche dem Berg auf. Er hat schon mehrere Erdbeben überstanden. Der Grund soll ein Haar Buddhas sein, das dem Stein Halt gewährt. Viele Buddhisten treffen sich hier um zu beten, feine Goldplättchen auf den Felsen zu kleben oder einfach nur ein Wochenende mit der Familie zu verbringen. Das Dorf ist auf die Pilger eingerichtet mit Gästehäusern oder eben nur mit dem Verleihen von Kissen und Decken. Ein Laden bietet einen Ladeservice für Mobiltelefone an, ein anderer einen Reiskochservice. Vom Parkplatz der Trucks bis zum Dorf sind es knapp 2 km. Alle Dinge werden dann von Trägern ins Dorf gebracht. Eine Straße gibt es nicht mehr. Der Ort strahlt einen gewissen Jahrmarktcharakter aus, obwohl gefühlt ¾ der Besucher Einheimische sind. Der Buddhismus ist eben nicht so eine strenge Religion wie wir unsere kennen. Minh hat dann die Geschichte von zwei Königssöhnen erzählt, die nicht König werden wollten und sich in diesem Gebiet als Einsiedler aufhielten.

Wir wollten zwar noch die blaue Stunde abwarten, da aber Sonnenuntergang 17:40 Uhr war und der letzte Truck 18:00 Uhr fuhr, hat es leider nicht gepasst. Geschafft kamen wir dann im Pepper Garden Resort mit einem herrlich angelegten Garten an.

Kin Pun traumhafte Aussicht
Goldener Felsen Kinpun
Durch Straßen von Kin Pun schlendern

Der heutige Morgen verlangte etwas flexiblere Planung. Minh hatte von einem Freund ein Bild bekommen mit einer ausgetrockneten Höhle, also nicht mit dem Boot passierbar. Wir entschieden uns für eine der anderen fünf Höhlen um Hpa-an, die mindestens genauso spannend war wie die Saddar-Höhle. Die angrenzende Wasserhöhle war gut zum Befahren geeignet.

Vorher besuchten wir aber den sitzenden Buddha (Taw Mu Phayagyi) in Kyaikto. Es ist eine riesige Statue von 35 m Höhe. Die ersten beiden Etagen sind innen schon zu besichtigen. Die Statue ist noch nicht fertig. Wenn man das Baugerüst aus Bambus sieht, wird einem schwindlig. Der TÜV hätte sicher mehr zu meckern als beim BER.

sitzender Buddha (Taw Mu Phayagyi) in Kyaikto

Die Novizen werden oft wie Kleinkinder dargestellt.
Novizen und Museum
An den Wänden erzählen Reliefs Geschichten. Diese handeln von Krieg, Königen, Geistern, Buddha, Himmel, Hölle und Göttern.

Als Minh noch Snacks besorgte, ruhten wir uns auf einer Bank im Schatten aus. Die einheimische Jungend setzte sich neben uns, immer mal wieder andere Personen, bis wir merkten, dass es Selfies mit uns gab. Hier waren wir also die Exoten und die jungen Leute hatten Spaß daran.

Die Ya Thae Pyan-Höhle ist ebenfalls in den Felsen gehauen mit prächtigen Reliefs aus dem 13. Jh. an den Wänden. Man kann sie komplett durchqueren und erreicht auf der anderen Seite einen Aussichtspunkt mit wunderbarem Blick auf die Landschaft. Vor der Höhle wartete eine Horde spielender Affen auf Futter. Da die Affen großes Interesse an den Fahrzeugen hatten, ist unser Fahrer während der Höhlenbesichtigung immer im Kreis gefahren, um eine angeknabberte Antenne oder einen abgerissenen Scheibenwischer zu vermeiden. Die anschließende Bootsfahrt durch die Wasserhöhle hätten wir nicht missen wollen.

Ya Thae Pyan-Höhle spielende Affen
Bei der Arbeit: Reismühle Myanmar
Unser Fahrer testet die Reismühle.

Weiter ging es ins Karendorf, wo wir von einer einheimischen Familie herzlich empfangen wurden. Im Schatten des herrlichen Gartens verwöhnte uns die Hausherrin mit leckerer regionaler Kost, wobei (zum Glück) entgegen der Reisebeschreibung reichlich Fleisch auf den Tisch kam. Die Enkelin freute sich über ein deutsches Bonbon. Die Kinder wachsen hier bei den Großeltern auf. Die Eltern arbeiten meist in Thailand bis deren Kinder dann wieder Kinder bekommen und sie als Großeltern in ihr Dorf zurückkehren.

Die Menschen leisten schwere Arbeit, was wir unter anderem beim Straßenbau sahen. Vorwiegend Frauen haben den Schotter in halbierte Plastikkanister gepackt und auf der Straße verteilt. Das haben wir auch an mehreren anderen Straßen gesehen. Wir beobachteten auch eine Familie beim Reis Dreschen. Vom Enkel bis zum Großvater waren alle beteiligt. Hier gab es kein „Ich habe keinen Bock“, sondern nur mitmachen oder hungern. Einige der wohlhabenden Dorfmitglieder kaufen eine Maschine und verleihen sie an andere Bewohner gegen Abgabe einer bestimmten Menge Reis. Auf unserem Spaziergang beobachteten wir auch Kinder einer Schule und begegneten dem Freund des lokalen Führers, der bierseelig aus einer Kneipe kam. Alkohol soll eine nicht so rühmliche Rolle in Myanmar spielen. Unser lokaler Guide hatte eine ganze Tüte mit Bethelnusskaugummis vorbereitet, die er im Dorf großzügig verteilte.

Bei der Arbeit: Alltag im Leben der Bewohner eines Karendorfs

Am Abend ging es noch auf eine Kajaktour durch die Reisfelder. Es zeigten sich drei verschiedene Arten von Eisvögeln. Die Kamera hatte ich aus Vorsicht nicht mitgenommen.

Der nächste Morgen wartete mit einer Bootsfahrt auf dem Thanlwin Fluss. Minh zeigte uns Boote, die den Sand vom Grund des Flusses holen, der als Bausand verkauft wird. Die Fahrt führte vorbei an einigen teilweise heruntergekommenen Dörfern bis nach U Na Auk, wo wir den gleichnamigen Tempel besichtigten. Herr Na Auk ist in der Region eine geachtete historische Person, der sich um die Einwohner des Dorfes sehr bemüht hat. Der Tempel ist reich verziert und auch hier erzählen Reliefs viele Geschichten von Königen, Kriegen…. In vielen der Tempel lohnt sich ein Blick nach oben auf die prächtigen Decken.

Bootsfahrt auf dem Thanlwin Fluss

U Na Auk Tempel

Mit dem Boot erreichten wir Mawlamyine, die Hauptstadt des Mon state. Minh war aus dem Häuschen, da er hier studiert hatte. Der Lunch bei einer einheimischen Familie war lecker. Minh schien die Dame des Hauses zu kennen, hat aber nicht verraten ob sie seine Lehrerin war. Anschließend besuchten wir das Museum in Mawlamyine mit zahlreichen interessanten Exponaten zur Geschichte Myanmars. Auf dem Weg waren wir noch auf dem Gelände der Jackson-Kirche, benannt nach einem englischen Baptisten. Die Kirche bewirbt sich um das UNESCO Welterbe. Bis dahin sind aber noch reichlich Baumaßnahmen notwendig.
Wir besuchten das Seindon Mibaya-Kloster, das von der Frau des Königs Mindon gebaut wurde. Leider war das Licht jetzt so schlecht, dass ich kein vernünftiges Bild hinbekommen habe. Dennoch ist das Kloster ein Erlebnis. Einziger Bewohner ist ein 88-jähriger Mönch, der für sein Alter in einem bemerkenswerten Zustand erschien. Er lag entspannt am Eingang in einem Liegestuhl und war mit Lesen beschäftigt. Nebenbei hat er noch das Eintrittsgeld kassiert und Minh nach dem Rundgang gesegnet. Zwei im Klosterkomplex lebende Familien kümmern sich um den Mönch und die hauswirtschaftlichen Aufgaben. Schweres Holz und reiche Verzierungen zeugen von einer königlichen Vergangenheit.

Minh fuhr mit uns noch zur Kyaikthanlan-Pagode. Sie liegt auf einem Berg über der Stadt und bietet eine malerische Aussicht auf die Stadt. Arbeiter waren mit der Befestigung des abrutschenden Hangs beschäftigt. Zur Pagode gelangt man mit einem Fahrstuhl.

Bevor es zurück nach Hpa-an ging hielten wir noch an der Linno-Höhle, um den abendlichen Abflug der Fledermäuse zu beobachten. Das ist immer wieder ein riesiges Spektakel, wenn Tausende der Tiere die Höhle verlassen. Die Raubvögel warteten schon auf ihr abendliches Dinner. Bemerkenswert ist das Verhalten einheimischer Tierschützer. Sie schlagen auf leere Plastikkanister, um den Flug des Schwarms zu verändern. Wir haben uns erklären lassen, dass so deutlich weniger Tiere in die nahe gelegene Hochspannungsleitung fliegen. Rechtschaffen müde erreichten wir Hpa-an und freuten uns schon auf den nächsten Tag.

Erkundungstour Mawlamyine

Heute ging es zuerst in die Kawgon-Höhle. Die Reisebeschreibung hat nicht übertrieben. Es ist tatsächlich ein Kunstwerk in Stein. Durch unseren frühen Start war das Licht noch weich und so habe ich die Kamera auf Dauerfeuer gestellt. Die Reliefs stammen vorwiegend aus dem 11. Jh. Leider hat der Zahn der Zeit schon daran genagt. Es gibt aber große Bemühungen um den Erhalt und die Restaurierung.

Kawgon-Höhle Kunstwerk aus Stein

Wir erreichten Bago und haben uns auf dem Bahnhof nach unserem Zug erkundigt. Der Bahnhofsvorsteher konnte die genaue Zeit noch nicht sagen. So hat ihm Minh seine Telefonnummer hinterlassen und um Rückruf gebeten.

Unterwegs in Bago Myanmar

Es gab also noch genügend Zeit für den prächtigen Kanbawzathadi Königspalast. Der wurde komplett neu erbaut. Neben die neuen Säulen hat man die mächtigen alten Teaksäulen gestellt.
Kanbawzathadi Königspalast

Die umgebende Mauer hatte für jeden der Provinzgouverneure einen separaten Eingang.
Tor Kanbawzathadi Königspalast Bago

Es blieb sogar noch Zeit für den Besuch des Shwethalyaung-Tempels mit einer großen Statue eines liegenden Buddhas. Es gibt wohl um die 500 Sitz- und Liegepositionen von Buddha, die werdende Mönche alle lernen müssen. Wir haben mitunter den Enthusiasmus der Führer etwas bremsen müssen, uns alle Positionen zu erläutern. Ich habe so nach 30 Positionen aufgegeben. Auch in diesem Tempel beeindrucken wieder farbenfrohe, diesmal moderne Reliefs, die Geschichten von Königen, Kriegen, Geistern… erzählen.

Shwethalyaung-Tempel liegender Buddha

Zwischenstopp Bago Myanmar

Die Zeit schritt voran und Minh bekam einen Anruf vom Bahnhof. Der Zug wäre defekt und ein Reparaturteam sei in seine Richtung unterwegs. Wir haben berechnet, dass eine Abfahrt erst spät in der Nacht erfolgen würde. So hätten wir nichts mehr von der Landschaft sehen können. Minh berichtete, dass die Probleme mit den Zügen deutlich nachgelassen haben. Meist träten sie nur noch auf Kurzstrecken wie bei uns auf. Wir entschieden uns mit dem Auto nach Yangon zu fahren und erreichten am frühen Abend das Hotel. Hier nahmen wir Abschied von Minh und bedankten uns herzlich für die unvergesslichen Tage.

Am nächsten Morgen brachte uns der Fahrer zum Flughafen, wo uns der Flieger pünktlich nach Mandalay brachte. Dort begrüßte uns Koko, ein Freelancer bei Khiri, der schon von der ersten Minute an bemüht war uns jeden Wunsch zu erfüllen. Es ging auch gleich los in die Mahamuni-Pagode, einem Schmuckstück asiatischer Baukunst. Die Wände waren vergoldet und ein Teil der Säulenfliesen bestand aus grüner Jade. Durch das Gold wurde das Licht in einen mystischen Glanz versetzt. Das zentrale Highlight ist eine große Buddha-Statue, die mittlerweile mit etwa 2,5 t Gold bedeckt ist. Leider dürfen nur Männer die hauchdünnen Goldplättchen anbringen. Koko erzählte uns auch von den drei goldenen Epochen in Myanmar im 11., 16. und 18. Jh. Wir hörten wieder viele Geschichten von Königen, Kriegen, Göttern…. Wir waren tief beeindruckt von dieser heiligen Stätte.

Mahamuni-Pagode Mandalay

Schon waren wir wieder auf dem Weg, diesmal in einer der Handwerksstraßen. Dort sahen wir Steinmetze, die wunderschöne Statuen aus Marmorblöcken schnitten. Erschreckend war, dass keiner der Steinmetze eine Schutzmaske trug. Koko meinte, die Leute haben keine Angst vor dem Tod, da die Buddhisten an Reinkarnation glauben. Ich habe dann noch angemerkt, dass der Weg bis dorthin mit einer Lungenerkrankung sehr qualvoll sein kann, bin aber nicht erhört worden. Die Frauen haben später die Statuen auf Hochglanz poliert. Ein paar Meter weiter gelangten wir in eine Holzwerkstatt, in der Skulpturen und Reliefs gefertigt wurden. In einer Stickerei fertigten jungen Frauen prunkvolle Decken und Wandbehänge. Hier sind wir dann doch schwach geworden und haben eine Decke mit Drachen- und Ikarusmotiv mitgenommen. Die letzte Station lokalen Handwerks war an diesem Tag eine Weberei, in der Männer und Frauen ausgebildet wurden.

Übrigens, was die Frauen im Gesicht tragen und uns vielleicht an Grießbrei erinnert, ist eine Paste aus einer speziellen Rinde. Diese wird als Kosmetik, Sonnenschutz und als Anti-Aging-Präparat aufgetragen. Was die Röcke der Männer betrifft, die heißen Longyi und sind traditionelle burmesische Kleidungsstücke. Ich hatte in einer Pagode auch mal einen an, weil meine Hose zu kurz war. Wenn sie richtig gewickelt sind, tragen sie sich ganz angenehm.

Kunsthandwerk Handwerk Mandalay

Die letzte Station des heutigen Nachmittags war das Mahagandayon-Kloster, das größte in Mandalay und wohl auch das strengste, wenn man den Tagesablauf der 1500 Mönche hört. Die Novizen waren gerade damit beschäftigt Wäsche zu waschen und wurden von neugierigen Hunden, die es in Myanmar zuhauf gibt, begleitet. Wir durften einen Blick in die Großküche werfen, in der für die Mönche gekocht wird. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das schon, nicht nur die Mopeds in der Küche, sondern auch die Schlafplätze der Köche auf einem Zwischenboden.

 Mahagandayon-Kloster Mandalay

Am Abend war dann die U Bein-Brücke geplant. Es ist die längste und älteste Teakbrücke der Welt. Unsere Eindrücke waren leider sehr gespalten. Vielleicht lag es daran, dass es ein Sonntagabend war, eher wohl nicht. Mit Bussen und Autos wurden Tausende von Touristen, hauptsächlich Chinesen angekarrt. Die chinesische Grenze liegt nur 500 km von Mandalay entfernt. So bietet sich ein Wochenendausflug an. Die Touristen liefen mit hoch in die Luft gehaltenen Handys für das beste Selfie über die teilweise ohne Geländer gesicherte Brücke. Da gab es keine Rücksicht. Es wurde gerempelt, geschoben und gedrängelt. Auf der Brücke sahen wir eine Einheimische mit einem Käfig kleiner Eulen und anderen Vögeln und haben für ein paar Dollar zwei Eulen und zwei kleine Vögel freigelassen. Und ja, bevor der Shitstorm ausbricht, uns war klar, dass ein Teil der Vögel wieder eingefangen wird. Was also tun? Wenn niemand mehr zahlt, wird das Geschäft aufgegeben? Darauf haben wir nicht vertraut und gehofft, dass unsere Vögel in Freiheit verbleiben. Letztlich haben wir einen Platz gefunden, um die obligatorischen Aufnahmen des Sonnenuntergangs zu machen. Für uns war das eher ein Erlebnis der touristischen Art, worauf wir verzichten würden. Das haben wir Koko auch freundlich so mitgeteilt. Nach einer eiskalten Coke war der Tag zu Ende und wir erreichten müde das Hotel. Auf der sehenswerten Dachterrasse ließen wir bei einem Snack die Blicke über das nächtliche Mandalay schweifen.

 U Bein-Brücke Mandalay

Am frühen Morgen habe ich den Wecker gestellt, um den leider nicht so spektakulären Sonnenaufgang über Mandalay festzuhalten.
Sonnenaufgang über Mandalay

Nach einem reichlichen Frühstück holte uns Koko ab und wir fuhren in Richtung Bagan. Unterwegs gab es einen Halt an der Ausgrabungsstätte des Shwe Gu Gyi Tempels, bei dem uns auch wieder die kunstvollen Reliefs begeisterten.

Ausgrabungsstätte Shwe Gu Gyi Tempel

Ein Highlight der besonderen Art war der Besuch des Minzontaung Wildlife Sanctuary. Es ist eine Aufzuchtstation für die gefährdeten Sternschildkröten. Die Tiere sind in unterschiedlichen Gehegen untergebracht, von der Krabbelstube, dem Kindergarten, den jugendlichen Rowdies, den Erwachsenen bis zur Seniorenresidenz. Wenn immer möglich werden die Schildkröten ausgewildert und mit einem Sender versehen. Die Leiterin riet uns für diesen Tag von einer Suche nach den Schildkröten ab, da die Sendesignale kaum wahrnehmbar waren. So haben wir dann eine Weile bei den Schildkröten in der Station verbracht.
Minzontaung Wildlife Sanctuary

Und schon waren wir wieder auf der 4-spurigen Autobahn in Richtung Irrawaddy-Fluss. Dort hieß es Abschied nehmen von Koko, der uns an Gordon übergab. Gordon wartete auf einem lokalen Boot auf uns und begrüßte uns herzlich. Seine hervorragende Beobachtungsgabe hat uns tief beeindruckt. Wenn ich mich unterwegs mit meiner Frau in deutsch unterhielt, hat er an unseren Blicken und Gesten schon die Situation erkannt und die richtige Schlussfolgerung gezogen, z.B. wollen wir ein Foto machen, etwas trinken oder ist es Zeit für einen Stopp. Ich konnte ihm auch vermitteln, dass ein Sonnenuntergang über dem Fluss nichts Besonderes ist, denn das kann überall in der Welt sein. Ich wollte einen Sonnenuntergang mit Pagoden im Hintergrund. Ohne vorzugreifen, Gordon hat die perfekte Stelle gefunden. Die Flussfahrt war sehr kurzweilig. Der geräucherte grüne Tee passte zur gelösten Stimmung.

Unterwegs hielten wir an einer Insel, um die Kyauk Gu Ohnmin Höhle zu besuchen. Das Licht war schon weich und geeignet für ein paar Bilder der Inselhänge am Fluss. Auf dem Weg zur Höhle nahmen wir ein heftiges Summen wahr und wollten uns schon vor einem Schwarm Killerbienen in Sicherheit bringen. Gordon beruhigte uns aber und zeigte uns eine Drohne, die das Geräusch verursachte. Mit einer Drohne hätten wir in diesem Teil der Welt nun wirklich nicht gerechnet. Die Lösung folgte aber zugleich. Das Fluggerät gehörte zu einem burmesischen Filmteam, das einen Bericht über die Höhle drehte. Erleichtert betraten wir dann die Katakomben der Höhle, in denen sich japanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg versteckt hatten.

Wir erreichten Bagan zum Sonnenuntergang. Ich konnte nicht widerstehen und habe doch noch ein paar Bilder vom Sonnenuntergang über dem Irrawaddy-Fluss gemacht. Gegenüber auf einer Plattform trafen sich Schaulustige, die das Ereignis ebenfalls erleben wollten. Es war schon ziemlich dunkel als wir das komfortable Hotel erreichten.

Irrawaddy Fluss Bagan
Bagan"/
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Bagan ist eine Kleinstadt mit rund 25.000 Einwohnern, von denen die meisten irgendwie etwas mit Tourismus zu tun haben. Das ist keine Abwertung. Wir hatten deutlich mehr touristisches Flair erwartet. Durch die weitläufige Fläche mit den historischen Gebäuden verläuft es sich aber und man trifft eher kleinere Gruppen. Am Morgen staunten wir nicht schlecht als wir die Einheimischen mit dicker Winterjacke, Mütze und Handschuhen sahen. Aber es waren halt winterliche 16°C. Man kann in Bagan wirklich viel unternehmen. Uns interessierten hauptsächlich die zahllosen Pagoden, Tempel und Stupas, die sich über eine Fläche von 36km² erstrecken. Die Wege sind dennoch kurz und viele der Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar oder man leiht sich einen fahrbaren Untersatz. Leider sind einige der „Postkartentempel“ gesperrt. Ich denke aber unsere Ausbeute ist auch nicht schlecht. In der Morgenthermik steigen viele Heißluftballons auf und prägen das Bild über Bagan. Wir haben uns gegen eine Fahrt entschieden, einmal wegen des Preises von rund 300€ pro Person, andererseits gibt es keine Garantie für gutes Licht. Am zweiten Tag lag die Stadt in einem Dunstschleier, so dass es rausgeschmissenes Geld gewesen wäre. Wir konnten aber später noch einen Blick von oben erhaschen. Gordon holte uns morgens pünktlich vom Hotel ab. Wir hatten mit ihm verabredet, die morgendliche Freizeit zur Erkundung der historischen Gebäude zu nutzen. Auch hatten wir Glück, dass der Morgennebel rasch verschwand und die Fläche von einem sanften Licht beschienen wurde. Zuvor besuchten wir noch den lokalen Markt und erlebten ein buntes Treiben der Händler und Kunden. Eine junge Frau zeigte uns wie die Gesichtscreme aus Baumrinde hergestellt wird. Gordon war in seinem Element. Er wusste zu den meisten Gebäuden eine Geschichte zu erzählen. Manchmal mussten wir ihn sogar leicht bremsen, da wir mit so viel neuem Wissen überfordert waren. Eine Geschichte ist uns aber in besonderer Erinnerung geblieben. Sie handelt von einem grausamen König. Der hat beim Bau des Pyramidentempels jeden Tag die Abstände an den Ziegeln kontrolliert. Waren sie nicht zu seiner Zufriedenheit, wurden den Arbeitern die Hände abgehackt. Man kann die Steine mit den ausgefrästen Vertiefungen noch an den Eingängen sehen. Viele der Arbeiter hat er auch umbringen lassen. Man vermutet, dass hinter den zugemauerten Durchlässen im Inneren des Tempels die vielen Skelette der Toten liegen. Auch sonst gab es wieder Geschichten von Königen, Krieg, Geistern… Für uns war es ein wirklich mystischer Vormittag. Ein großer Teil der Gebäude ist bereits restauriert, so dass wir eine Vorstellung bekamen wie es hier vor Jahrhunderten ausgesehen haben mag. Das Picknick am Mittag in traumhafter Umgebung unter einer Akazie ließ uns die Geschichten verdauen. Das Essen war hervorragend. Es gab Hühnchen in Erdnusssoße, Schwein in Knoblauch mit Chili, bissfestes Gemüse und andere Leckereien. Nach dem Lunch erkundeten wir die Gegend weiter. Gordon führte uns zum Aussichtsturm, der mit 60m Höhe einen herrlichen Panoramablick über die historische Fläche bietet. Fünf Dollar pro Person waren gut angelegt und so verbrachten wir rund zwei Stunden auf der Dachterrasse des Turms. Leider war das Licht sehr grell. Ich habe aber mein Bestes gegeben für ein paar Panoramaaufnahmen.

Gordon holte uns ab, um dann am späten Nachmittag unsere Kutschfahrt zu beginnen. Das Licht war super und der Kutscher erfahren. Er hielt immer an den richtigen Stellen für ein Foto. Auch bemerkte er, dass ein Auto auf dem Bild stören könnte. Es war eine sehr entspannte und schöne Fahrt. Bis zum Sonnenuntergang schlenderten wir noch etwas durch das Gelände und erreichten schließlich einen Hügel, von dem wir den Sonnenuntergang genießen konnten. Und ich bekam mein Bild mit den Pagoden im Hintergrund.

Markt
Pyramidentempel

Für heute war die Jeep-Safari in umliegende Dörfer geplant. Nach so viel Kultur gestern freuten wir uns darauf einige Einheimische kennenzulernen. Die Straßen waren sandig und der 4×4 gerade richtig. Der erste Halt war in einer Ziegelei. Alles Handarbeit, jeder Ziegel geht durch die Hände mehrerer Frauen bis hin zum 14-tägigen Brand im Holzfeuer. Unterwegs trafen wir zwei Bauern, die Erdnussstroh aufluden und das Feld für die nächste Saison vorbereiteten. Es ist faszinierend wie alle Teile einer Ernte verwendet werden. Das Stroh bekommen die Ochsen. Mit den Erdnussschalen wird Feuer gemacht. Die Früchte werden geröstet oder zu intensiv duftendem Öl verarbeitet. Aus dem Überstand beim Pressen entsteht Erdnusspaste. Ein Bauer auf dem Nachbarfeld pflügte mit einem Ochsenpaar und eine Frau hatte zwei Bündel Stroh über 8 km transportiert. Im Dorf angekommen ging es zuerst in die Schmiede, die mich als Hobbymessermacher besonders interessiert hat. Ich hatte mit dem bereits 76-jährigen Schmied auch eine angeregte Diskussion zu verwendeten Stählen und deren Bearbeitung. In der Töpferei zeigte uns eine Frau wie die typischen Tongefäße hergestellt werden. Als Antrieb der Scheibe diente der sichtlich lustlose Sohn, denn es war Mittagszeit. Der Holzschuhmacher fertigt die Schuhe aus ganzen Holzstücken, die er zu großen Teilen ohne Schablone bearbeitet. Als Riemen für die Flipflops verwendet er Streifen aus alten Autoreifen. Die Erdnussölfabrik roch verführerisch. Die wie Blumentöpfe aussehenden Gebilde sind der Überstand aus der Pressung und werden zu Paste verarbeitet. Die Fabrik für Sojapaste war gewöhnungsbedürftig und wir waren froh, dass wir keine Vegetarier sind. In einer gemütlichen Kneipe, der Wirt war gerade beim lokalen Whiskey, resümierten wir über das Erlebte bei einer Coke und frisch gebrannten Erdnüssen. Wir bedankten uns bei Gordon für die unvergessliche Zeit, denn morgen sollte es mit dem Flieger nach Heho gehen.

Jeep-Safari

Der Flug nach Heho startete pünktlich. Während des sehr kurzen Flugs gab es auch einen Snack. Wir haben uns sagen lassen, dass die Burmesen es lieben Kleinigkeiten zu naschen. Das konnten wir auch auf den lokalen Märkten erleben. Unser letzter Guide am Inle-See hat davon kräftig Gebrauch gemacht, das aber später. In Heho angekommen brachte uns ein Fahrer ins Elefantencamp bei Kalaw. Mit einer gewissen Skepsis trafen wir dort ein. Diese wurde jedoch rasch zerstreut, da wir von Bee (stand auf seinem Schild) erstmal aufgeklärt wurden, dass es im Camp keine Plasteflaschen gibt. Bei Bedarf hätte er uns eine Flasche gestellt, wir hatten aber unsere eigenen Flaschen dabei. Während der Wanderung zu den Elefanten erzählte er über die Aufgaben des privaten Camps. Gegründet hat es ein mittlerweile 79-järiger Tierarzt 2011. Es beherbergt zur Zeit acht Elefanten, davon sieben ältere und ein Baby. Zusätzlich forsten die Mitarbeiter Teakholz auf und gehen alle paar Wochen in den Dörfern Müll sammeln, klären dabei die Bevölkerung auch über umweltgerechte Entsorgung auf. Auf Touristenschnickschnack wie Elefantenreiten wird komplett verzichtet. Wir wurden in die laufenden Tätigkeiten einbezogen und fühlten uns als Teil des Camps. Natürlich war es aufregend die mächtigen Tiere zu füttern mit Kürbis, Bananenblättern und Bambus oder im Fluss zu waschen. Jeder Elefant hat seinen Mahout, der auch mit seiner Familie im Camp lebt. Wir konnten den Tierarzt und Gründer in seiner Praxis besuchen und fanden dort akribisch geführte Krankenakten zu jedem Tier. In einem längeren Gespräch erfuhren wir von den gesundheitlichen Problemen der Tiere, meist Wunden oder Parasiten. Die Elefanten lernen etwa 20 Kommandos wie Bein hochlegen für die Fußpflege und andere. Ein Tier frisst 80 kg pro Tag und verdaut davon nur 40%. Aus dem Dung fertigen die Mitarbeiter Papier. Und bleibt mal ein Haufen liegen, so wächst nach einer kurzen Zeit eine Kürbispflanze daraus. Den Abschluss bildete ein Lunch mit lokalen Köstlichkeiten. Der Tag war für uns ein Highlight der besonderen Art.

Elefantencamp
Heho
Noch Hintern jucken, dann ab nach Hause.
Elefantenerlebnis

Ein Fahrer brachte uns nach Kalaw in ein Panoramahotel. Es war ziemlich kalt am Abend. Irgendwie bereitete mir die schwarze Bohnensuppe vom Nachmittag Probleme. Ich fühlte mich wie ein Heißluftballon. So verbrachten wir den Abend im Hotelrestaurant, meine Frau bei einem Snack und ich bei einer Kanne grünem Tee.

Wieder fit fuhren wir morgens in Richtung Inle-See über eine kurvenreiche Straße im Gebirge. Die Landschaft zeigte sich von ihrer besten Seite und wir genossen die Fahrt. Angekommen begrüßte uns Sowin, der Guide für die letzten Tage. Wir stellten uns vor, was die beste Art ist, um mit Burmesen ins Gespräch zu kommen. Die können übrigens das S am Ende eines Wortes sprechen, was mich nicht wieder zur Andrea machte. Sowin stammt aus der Region und ist bekannt wie ein bunter Hund. Überall machte er einen kurzen Schnack mit den Leuten und versorgte sich naschend mit allerlei Snacks. Am See war es morgens etwas kühler, so dass eine Jacke hilfreich war. Um den und im See gibt es etwa 250 Dörfer. Die Menschen leben davon, ob als Fischer oder Bauern in den schwimmenden Gärten. Der See ist in der Trockenzeit rund 1,5 m tief, in der Regenzeit bis zu 3 m. Haupttransportmittel sind Boote, die in aufwendiger Handarbeit aus Teakholz hergestellt werden. Und so starteten wir auch schon mit einem Boot in Richtung Indein, vorbei an Dörfern aus Pfahlbauten und Fischern auf dem See. Es gibt drei Arten zu Fischen, einmal die Methode mit dem Korb, zum Anderen zwei Arten mit dem Netz. Mit dem Korb werden auf dem Grund lebende Welse gefangen. Dabei achtet der Fischer auf aufsteigende Blasen, um dann blitzschnell den Korb ins Wasser zu werfen. Mit einer Körperseite bewegt er das Boot langsam über den See, mit der anderen wird der Korb gehalten. Diese Art des Fischens sieht schon sehr akrobatisch aus. Mit dem Netz werden Fische gefangen, die sich unter der Oberfläche bewegen. Einmal legen die Fischer morgens ihr Netz aus und holen es abends wieder ein. Die andere Art erfordert mehrere Fischer, die ein Netz im Halbkreis aufspannen und auf das Wasser schlagend die Fische in die Netze treiben. Andere Leute ernten Seegras, das sie in ihren Gärten als Dünger verwenden. In Indein angekommen fanden wir eine geschäftige kleine Stadt vor. Frauen wuschen die Wäsche im Fluss. Jetzt war uns auch klar, warum Minh´s Frau auf die Anschaffung einer Waschmaschine bestanden hatte. Unterwegs trafen wir eine junge Straßenverkäuferin, die bunte Longyis auf dem Kopf trug. Das Gebiet mit rund 1100 Stupas ist mindestens genau so beeindruckend wie Bagan. Teilweise sind sie in einem desolaten Zustand, viele sind aber durch Spenden der Burmesen schon restauriert. Kleine Schilder vor den Stupas zeigen die Namen der Spender. Sowin ließ uns Zeit, um den Anblick zu genießen.

Fischer
Tempel
Auf dem Rückweg bekam ich endlich das Bild, dem ich schon seit Kuba 2010 hinterherrannte, die alte Frau mit der Zigarre. Sie saß entspannt im Schatten und rauchte während ihre Tochter Reiscracker verkaufte. Den Abschluss des Vormittags bildete der Lunch bei einer einheimischen Familie. Meine Frau schwört, für sie der beste Lunch auf der Reise.
Bewohner

Gestärkt begannen wir den zweiten Teil des Tages. Dieser führte uns in die Dörfer auf dem See und in die schwimmenden Gärten. Es ist wirklich erstaunlich, dass sich alle Aktivitäten auf dem Wasser abspielen, selbst der Weg zur Schule wird mit dem Boot erledigt. Wie genau die schwimmenden Gärten halten, habe ich nicht ganz verstanden. Bambusstangen werden irgendwie im Grund befestigt, so dass man auf dem Pflanzenteppich laufen kann. Angebautes Obst und Gemüse dürfen nicht chemisch gedüngt werden, da sonst der Pflanzenteppich untergeht, Bio eben. Das wird so seit ein paar Hundert Jahren gemacht. Angebaut wird fast alles von Kürbis, Mango, Tomaten bis zum Chili oder Knoblauch. Im Dorfzentrum angekommen durften wir selbst in einem der unmotorisierten Boote durch die Kanäle paddeln, freilich mit Hilfe einer erfahrenen Burmesin.

Bootstour-Inle-See"/

Im herrlichen Blue Vanda Hotel angekommen genossen wir den Sonnenuntergang auf der Terrasse mit einem selbstgebrauten löslichen Kaffee. Irgendwie schmeckt das Zeug im Urlaub.

Am nächsten Morgen begann dann auch der letzte Tag unserer Reise. Es sollte nochmal über den See gehen. Das Licht war deutlich besser als gestern und so habe ich Sowin gebeten mir noch einige Bilder der Fischer vom See zu ermöglichen. An den schwimmenden Gärten vorbei erreichten wir die Anlegestelle des lokalen Markts und nahmen uns ein Taxi für die letzten hundert Meter. Auf dem Markt angekommen war Sowin schwatzend und naschend kurz verschwunden, was uns Zeit für ein paar Bilder gab. Die Frauen mit den bunt gewickelten Kopfbedeckungen kommen aus dem Gebirge und sind teilweise sehr schüchtern. Wir haben also immer brav um Fotoerlaubnis gefragt und eine Ablehnung natürlich akzeptiert. Auf dem Markt gab es fast alles; Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Körperpflegeprodukte, Telefone, ja sogar Medikamente lagen in einer Wühlbox. Ein älterer Herr schmiedete für die Leute und seine Frau musste den Blasebalg bedienen, indem sie abwechselnd Hühnerfedern an einem Bambusstab in zwei Bambusrohren auf und ab bewegte. Nach ausgiebiger Runde, bei der wir von Sowin auch zum Naschen angeregt wurden, besuchten wir eine Fabrik, die Seide und Lotus zu herrlichen Stoffen verarbeitet. In Handarbeit werden die Fasern aus den Stielen gewonnen, gesponnen und zu kunstvollen Stoffen gewebt. Auch hier gilt: es wird alles verwendet. Die Blüten sind für Buddha im Tempel, die Stiele für den Stoff und in den Blättern werden auf dem Markt Waren verpackt. Nach einem diesmal vegetarischen Lunch besuchten wir noch eine Zigarrenmanufaktur und eine Silberschmiede. Dort werden tatsächlich Silberwaren vom Ausschmelzen des Silbers aus dem Stein bis zum fertigen Produkt hergestellt. Vorbei an den Dörfern des Sees wurden wir ins Hotel gebracht, wo wir uns bei Sowin herzlich bedankten und verabschiedeten.

Inle

Besuch

Besuch

Der Abschied fiel schwer. Die Flüge nach Hause verliefen ohne Probleme. Wir haben ein Land im Aufbruch kennengelernt nach langer Kolonialzeit und Militärdiktatur. Die Menschen haben ihre Kultur zurück und meistern ihr Leben. Es gibt noch viele Aufgaben zu erledigen bevor es vielleicht eine nächste goldene Epoche gibt. Danke an Jasmin von den Traveljunkies für die ausgewogene Planung der Reise und an Khiri für die hervorragende Durchführung.

Kathrin und Andreas Freytag