Arktis

Mit dem Forschungsschiff in der Arktis

Unser Schiff ist kein Eisbrecher, kann aber eine bestimmte Eisdicke durchbrechen. Somit haben wir Gelegenheit, Eisbären bei ihrer Wanderung über die Eisschollen zu verfolgen; selbstverständlich in gebührendem Abstand. Jeden Tag machen wir zwei bis drei Zodiac-Ausflüge: teils zum Fuße eines Gletschers, teils an Vogelkolonien vorbei. Hier können wir Alke, verschiedene Möwenarten, Lummen und Papageientaucher sehen, die dicht an dicht in einer Art Wohngemeinschaft in den Klippen nisten. Es sind tausende und abertausende, die hier friedlich nebeneinander verkehren. Es herrscht ein Höllenlärm, und wir können von Glück sagen, von keinem „Geschoss“ getroffen zu werden.

Die Reisenden sind begeistert von der Farbenpracht

Mit den Zodiacs werden wir zu Landausflügen gebracht, immer in der Hoffnung, die heimischen Tiere zu sehen. Zu unserer großen Freude konnten wir sechs Polarbären, zwei Polarfüchse, arktische Rentiere, Walrosse, eine Familie Weißbackengänse und Eiderenten vor die Linse bekommen.

Zodiac

Auch ist es unglaublich, welch herrliche Flora sich in dieser Klimazone findet. Wir sind hellauf begeistert und können uns an der Farbenpracht nicht sattsehen.

Klippe

Bei diesem Landgang dürfen ein paar Mitreisende ihren Mut zeigen und sich, nur mit Badeanzug/Hose bekleidet, in die eisigen Fluten stürzen. Immerhin haben Fünf Mut bewiesen, obwohl einer, wegen einer verlorenen Wette, unfreiwillig baden ging.

Der Anblick einer dösenden Bärin ist ein erhebender Moment

Eines Morgens erfahren wir schon sehr früh, in der Bucht vor uns ist am Ufer ein Bär gesichtet worden. Also anziehen (so schnell es bei dieser Kleidermasse geht: Skihose, wasserdichte Hose, zwei Pullis, Thermojacke, Schwimmweste, Thermostiefel und Mütze) und in die Zodiacs steigen. Wir sind mit acht Zodiacs ungefähr 40 Meter vom Ufer entfernt und erfreuen uns einer friedlich dösenden Bärin, die ab und an den Kopf hebt, in die Runde sieht. Sie fühlt sich durch unsere Anwesenheit überhaupt nicht gestört und lässt das Fotoshooting geduldig über sich ergehen. Auf den Zodiacs ist es mucksmäuschenstill, und man sieht nur noch leuchtende Augen. Es ist ein erhebender Moment.

Eisbär

Ein nächster Landgang ist den Walrossen gewidmet. Leider ist die dort liegende „Herrengruppe“ sehr träge. Ab und an ragen Schwimmflossen in die Höhe, oder einer der Gesellen hebt den Kopf, sieht in die Runde und lässt ihn erschöpft zurücksinken. Das war’s dann.

Walross

Während der ganzen Reise haben wir großes Glück mit dem Wetter, die Temperaturen liegen zwischen sechs und neun Grad Celcius. Sonne und Wolken sind unsere Begleiter und diese bescheren uns wunderbare, effektvolle Lichtverhältnisse zum Fotografieren.

Es ist derzeit rund um die Uhr heller Tag. Wir haben uns noch nicht so recht an diesen Zustand gewöhnt und kommen fast nie vor 12 Uhr nachts in die Betten.

Täglich werden Vorträge gehalten, die erstens sehr interessant sind und mit viel Humor und Leidenschaft erzählt werden. Man beschreibt uns die Probleme, die zum Beispiel durch Plastik und Verschmutzung entstehen.

So bekamen wir bei der Reiseanmeldung mitgeteilt, keine Einwegartikel mitzubringen. Artikel wie Shampoo sind auf dem Schiff und auf eigene Seifen möchte man verzichten. Auch soll Abfall, der nicht in der Arktis oder auf dem Schiff entsorgt werden kann, wieder mit nach Hause genommen werden. Bei Landgängen darauf achten, nichts zurückzulassen und Dinge, welche auf dem Weg liegen und nicht in die Landschaft gehören, mit an Bord zu nehmen.

Anhand der Eisabschürfungen kann man an den Berghängen sehr deutlich erkennen, bis wohin die Gletscher noch vor etwa hundert Jahren standen. Man hat errechnet, dass diese im Jahr um 300 Meter zurückgehen. Das ist enorm.

Diese Reise war ein faszinierendes Erlebnis mit vielen unglaublichen Momenten und ich weiß, ich werde wiederkommen.

Ute Béguin-Covi