Es war unsere neunte Reise nach Thailand. Normalerweise planen wir unsere Reisen nach Thailand selbst. Da der Isaan im Nordosten von Thailand aber touristisch noch ziemlich unerschlossen ist, haben wir Jasmin von den Traveljunkies gebeten, uns eine individuelle Reise zu schneidern. Gleich vorweg, es hat sich echt gelohnt! Wer den Isaan besucht sollte das tatsächlich mit Führer tun oder über ausreichend Kenntnisse der thailändischen Sprache verfügen. Mit Englisch kommt man nicht weit, so dass selbst der Ckeck-in im Hotel oder das Lesen einer Speisekarte zum Problem werden. Außerdem ist es schwierig, eine Route mit den passenden Unterkünften zu planen. Das hauptsächliche Ziel der Reise war, den Mekong während der Trockenzeit zu sehen. In dieser Zeit sieht man erstaunliche Sandsteinformationen, die sonst unter Wasser liegen. Die Thais sprechen auch vom Grand Canyon Thailands. Der Isaan grenzt im Norden und Osten an Laos und im Süden an Kambodscha, so dass sich deren kulturelle Einflüsse mit den thailändischen vermischen. Auch sprachlich weicht die Region teilweise vom typischen Thai ab.
Der Start der Reise war leider etwas enttäuschend, gemeint ist der Flug. Die Tickets wiesen Singapur Airlines aus, durchgeführt von Scoot. Da wir schon mehrfach mit Singapur Airlines komfortabel geflogen sind, waren wir von Scoot überrascht. Es ist die Billigfluglinie von Singapur Airlines (Holzklasse minus). Kaum Bewegungsfreiheit, überfordertes Personal, Verpflegung grauenhaft, keinerlei Unterhaltung. Obwohl als Nonstop-Flug ausgewiesen, erfolgten bei Hin- und Rückreise Zwischenstopps in Athen. Dadurch waren wir bis Singapur 15 Stunden unterwegs.
Es sollte aber im weiteren Verlauf alles besser werden. Nach einem kurzen Aufenthalt in Bangkok flogen wir weiter nach Loei. Dort trafen wir unsere Guide Oi. Mit ihr haben wir den ersten Teil unserer Reise erlebt. Oi arbeitet schon seit 40 Jahren im Tourismusgeschäft und hat selbst bisher nur sehr wenig vom Isaan gesehen. Die Chemie zwischen uns stimmte von Anfang an perfekt. Ois Fröhlichkeit steckte uns an und wir waren den ganzen Tag am Gackern. Sie drehte vor Ort zahlreiche Clips für Instagram und Facebook, um vielen ihrer Kollegen den Isaan näher zu bringen. Wir hatten dadurch Zeit, uns vor Ort in Ruhe zu bewegen, Dinge zu sehen oder zu fotografieren. Da auf der Tour immer ein Lunch vorgesehen war, fragte sie uns, ob wir die typische Thaiküche mögen. Bejahend gab es dann täglich signature food, was doch deutlich vom typischen Thai tourist food abweicht. Sie zeigte uns die wirkliche Küche der Region und führte uns in einheimische Restaurants, wo keinerlei Touristen einkehren. Wir machten eine kulinarische Erfahrung, die wir nicht hätten missen wollen. Auch bei Tankstopps naschten wir an den Ständen vielerlei Speisen vom Grill oder aus dem Topf. Was wir immer wieder sagen, man kann in Thailand ohne Probleme auf der Straße essen und wird für 2-3€ richtig satt. Und: In Thailand fasst niemand dein Essen mit der Hand an! Die Unterkünfte waren teilweise einfach, aber komfortabel, andere hatten einen hohen Standard. Auch das Zeltresort im Khao Yai Nationalpark war von der Kategorie her Glamping und völlig ausreichend. Die gemeinsamen Waschräume dort waren blitzsauber.
Die erste Station war Nong Bua, ein kleiner Ort in der Nähe von Loei. Wir waren in einer Organic Lodge untergebracht inmitten von Feldern und Wald. Wir hatten schon in Deutschland gelesen, dass Thailand zur Zeit von einer „Kältewelle“ heimgesucht wird. Hier waren es nachts tatsächlich 6°C und das ebenfalls im Bungalow. Nach der ersten kalten Nacht hat man uns dann zusätzliche Decken spendiert. Und Wintersachen hatten wir ja sowieso dabei. Tagsüber stieg die Temperatur dann auf rund 22°C. Je weiter westlich unsere Reise verlief, umso wärmer wurde das Wetter. In Nong Bua konnten wir uns von der Anreise erholen und durchstreiften die Umgebung.
Dämmerung in Nong Bua, Paddyreiher
Der Bambussalat des Dinners hatte gefühlte 100.000 Scoville. Ich werde die nächsten Tage aufpassen müssen.
Nach einer kalten Nacht brachen wir zum Besuch des Wat Pha Huay Lad Tempels auf. Es ist ein moderner Tempel in bergiger Landschaft umgeben von kleinen Seen. Oi erzählte uns viel zum buddhistischen Glauben und erwähnte, dass Mönche aus Sri Lanka den buddhistischen Glauben in Thailand eingeführt hätten.
Wat Pha Huay Lad-Tempel
Anschließend sind wir weitergefahren zu einem See, dem Huai Krathing Mountain Lake. Die lokalen Bauern und Fischer haben Teile des Sees für den Tourismus freigegeben. Wir haben den restlichen Tag auf einer Art schwimmendem Pavillon auf dem See verbracht und die Natur vom Wasser aus beobachtet. Per Boot wurde uns dann ein Lunch serviert, den wir zusammen mit unserer Guide sehr genossen haben. Sie berichtete, dass sie für das Alter plant, zusammen mit Silberschmieden aus Chiang Mai eine eigene Kollektion zu entwerfen.
Huai Krathing Mountain Lake
Der nächste Tag hatte eine Wanderung im Programm. Wir fuhren zu einer Kalksteinformation, dem Hin Pha Ngam. Der Park wurde vor rund zwanzig Jahren eröffnet, der Tourismus hält sich aber in Grenzen. An den Wochenenden besuchen vor allem die Thais aus der Stadt diesen Ort. Auch hier war alles wieder lokal wie der Kaffee und das Essen. Oi erzählte uns von verschiedenen Projekten unter der Schirmherrschaft des letzten Königs, Rama IX. und seiner Frau. Um die Einkünfte der Bauern zu verbessern regte er an, Kautschuk-Bäume und Kaffee zu pflanzen. Mit einem eigenartigen Gefährt und einem lokalen Guide fuhren wir zum Fuß der Felsformation. Es boten sich ein herrlicher Blick auf bizarre Felsen und eine strahlende Gebirgslandschaft. Fossile Meerestiere zeigten, dass die Felsen früher in einem Meer lagen.
Thai like Trecker, Hin Pha Ngam-Kalksteinformation
Weiter ging es dann in den Phu Pha Phor Nature Park. Die Region war wirklich schön gelegen. Allerdings waren die Trails am heutigen Tage gesperrt, da sich Elefanten zum Fressen eingefunden hatten und eine Gefahr für Besucher bestand. So haben wir uns etwas im Zentrum des Nationalparks umgesehen und sind dann weiter nach Loei gefahren. Am nächsten Morgen bot sich vom Hotel aus ein mystischer Blick auf den Loei-Fluss. Ich finde, dass meine Frau diesen Moment wirklich gut eingefangen hat.
Sonnenaufgang über dem Loei-Fluss
Wir sind pünktlich um 8:00 Uhr zur Tempeltour gestartet. An diesem Tag gab es drei Tempel zu sehen, Wat Chaisi, Wat Thung Setthi und Phra Mahathat Kaen Nakhon. Im größten der Tempel, Phra Mahathat Kaen Nakhon, sind wir alle 9 Etagen nach oben gestiegen und haben den Ausblick über die Stadt und den Fluss genossen. Zwischendurch haben wir mit Oi eine Kaffeepause eingelegt. Sie hat uns allerlei einheimische Getränke und Naschereien angeboten. Unter anderem gab es thailändischen Assam-Tee und thailändischen Kaffee, außerdem frittierte Bananen und Süßkartoffeln.
Tempel Wat Chai Si, Phra Mahathat Kaen Nakhon und Wat Thung Setthi in Khon Kaen
Wir kamen rechtzeitig im Wishing Tree Resort an. So konnten wir noch ein paar Vögel auf einem Spaziergang beobachten und den Sonnenuntergang am Ufer des Flusses genießen. Bisher ist dieses Hotel das schönste, was wir gebucht hatten.
Sperbertauben, Silberklaffschnabel
Der nächste Tag war eher etwas lahm. Zum einen sind wir etwa 6 Stunden gefahren, zum anderen gab es lediglich einen Tempel zu sehen, Phra That Nong Bua. Unsere Guide machte mit uns einen Zwischenstopp an einer Tankstelle mit angeschlossener Mall. Hier konnten wir reichlich naschen, einen Kaffee trinken und uns einen Snack für den Abend mitnehmen.
Tempel Phra That Nong Bua
Die Nacht verbrachten wir in einem Hotel in Ubon Ratchathani direkt neben dem Zentralgefängnis. Einige Insassen waren gerade damit beschäftigt, den Zaun neu zu streichen.
Der folgende Tag begann wieder pünktlich. Eigentlich war er der bisherige Höhepunkt der Reise. Begonnen haben wir ihn am Mekong-Fluss. In der gerade vorherrschenden Trockenzeit ist der Pegel des Flusses sehr niedrig und es kommen zahlreiche beeindruckende Sandsteinformationen zum Vorschein, die durch das Wasser ausgespült wurden. Wir haben eine einstündige Bootsfahrt unternommen und vom Wasser aus die Felsformationen betrachtet. Auf der rechten Seite befand sich das laotische und auf der linken Seite das thailändische Ufer. Ein anschließender Spaziergang führte uns über die Felsformationen mit zahlreichen Wasserlöchern und bizarren Felsformationen. Beeindruckend ist auch die Vegetation, die in sonst unter Wasser gelegenen Regionen entsteht. Einige dieser Flächen werden in der Trockenzeit auch landwirtschaftlich genutzt. In einem kleinen Restaurant gab es Lunch. Natürlich wurde hier frischer Fisch aus dem Mekong serviert (Tilapia).
Mekong während der Trockenzeit
Ein weiterer Zwischenstopp war eine Felsformation, Sao Chiliang. Wir konnten auf einen Aussichtspunkt wandern und von oben die weitläufige gebirgige Gegend beobachten. Hinter dem Horizont floss der Mekong vorbei.
Sao Chiliang
Nach etwa 40 Minuten fuhren wir weiter zu einer Klippe am Mekong mit prähistorischen Felszeichnungen, dem Paha Team Nationalpark. Die Felszeichnungen selbst sind etwa 3-4000 Jahre alt und beinhalten zahlreiche Tiere, Nutzgegenstände und Handabdrücke. Es war die letzte Station des heutigen Tages. Weiter ging’s ins Hotel mit einem malerischen Ausblick auf den Mekong. Leider war es schon ziemlich spät, so dass wir den Sonnenuntergang nicht mehr genießen konnten. Wir haben aber herausgefunden, wo die Sonne am nächsten Morgen aufgeht und werden früh versuchen, den Sonnenaufgang zu fotografieren.
Blick auf den Mekong und Felszeichnungen im Paha Team Nationalpark
Das frühe Aufstehen am heutigen Morgen hat sich nicht gelohnt, der Sonnenaufgang war wenig spektakulär. Gleich neben dem Hotel besuchten wir nach dem Frühstück ein Cotton Village, eine kleine Fabrik, die sich auf die handgemachte Verarbeitung von Baumwolle spezialisiert hat. Es ist auch ein Projekt des ehemaligen Königs. Im daneben gelegen Showroom konnte man zu vernünftigen Preisen einige Produkte erwerben. Wir fuhren weiter zu einem Flussdelta, wo zwei Flüsse unterschiedlicher Färbung zusammenfließen, der Mun und der Mekong. Wegen des niedrigen Pegels konnten wir eine richtige Farbabstufung nicht sehen. Weiter ging es zu einem nahe gelegenen lokalen Tempel, der von vielen einheimischen Touristen besucht wurde. Auch hier bot sich noch einmal ein sehr schöner Ausblick auf den Mekong. Der weitere Teil des Tages war für das Fahren vorgesehen. Unterwegs gab es wieder einiges zu naschen, frischen Kaffee und einen köstliches Mittagessen. Wir erreichen dann unser Hotel. Ein kleiner Spaziergang führte uns in den örtlichen Supermarkt.
Nach dem Liebes-Hotel (Hotel de l’amour Buriram) besuchten wir heute zwei Bauten im Khmerstil, Phanom Rung Historical Park und Prasat Mueang Tam Sanctuary. Beide Gebäude waren beeindruckend von der Bauweise und sind etwa 1000 Jahre alt. Phanom Rung wurde so erbaut, dass zweimal jährlich die Sonne zum Aufgang durch genau 15 Türen scheint. Dann ging es weiter in den Khao Yai Nationalpark.
Phanom Rung Historical Park, Prasat Mueang Tam Sanctuary
Im Nationalpark hieß es dann Abschied nehmen von Oi und unserem Fahrer. Wir hoffen, dass wir von ihr in Zukunft noch etwas hören. Wir haben unser Zelt bezogen und sind im Gelände auf Entdeckungstour gegangen. Es lohnt sich tatsächlich, viele Hornvögel und Eichhörnchen zu beobachten. Am Abend sind wir noch einmal in den Pool gesprungen und haben uns abgekühlt. Der Sonnenuntergang war wie immer sehr zeitig und die Tiere verschwinden etwa 17:30 Uhr. Wir haben noch lange auf der Terrasse gesessen und den Zikaden beim Zirpen zugehört.
Am Morgen nach der ersten kalten Nacht im Zelt trafen wir unseren Guide Tata. Zunächst waren wir unsicher, ob er uns auch an sehenswerte Plätze bringen wird. Wir wurden aber nicht enttäuscht. Er hat uns den ganzen Tag an viele Orte gebracht, um Tiere und Vögel zu fotografieren, die er auch exakt benennen konnte. Besonders beeindruckend fanden wir den Doppelhornvogel. Er ist der größte Hornvogel Thailands mit einer Höhe von rund einem Meter. Das letzte Mal waren wir 2013 im Khao Yai Nationalpark. Seit dieser Zeit ist das touristische Aufkommen merklich gestiegen, aber nicht überlaufen. Ausgangspunkt für alle Aktivitäten ist das zentral gelegene Visitor Center. Am Abend besuchten wir eine Fledermaushöhle und konnten sehen, wie Millionen von Tieren zu ihrem nächtlichen Fressen aufbrachen.
Auf der Fahrt mit Tata in den Nationalpark am nächsten Morgen konnten wir schon am Straßenrand zahlreiche Tiere beobachten. Ein Guide hat geschickt einen Skorpion aus seiner Erdhöhle gelockt. Auch im Besucherzentrum selbst haben wir verschiedene Vögel gesehen. Am Nachmittag sind wir zu einem anderen Platz gefahren, um den zweitgrößten Nashornvogel Thailands, den Furchenhornvogel, zu beobachten. Das Männchen hat einen gelben und das Weibchen einen blauen Hals. Es kamen dann glücklicherweise auch ein Männchen und ein Weibchen, so dass wir uns fotografisch austoben konnten. Einige Fotografen hatten den ganzen Tag gewartet. Wir hatten schon nach einer Stunde das Glück, die Tiere zu sehen. Am Abend kurz nach Sonnenuntergang gab es dann noch eine Nachtsafari. Die Ausbeute war gering, außer Hirschen und Nachtschwalben konnten wir keine weiteren Tiere beobachten.
Gibbon, der größte Doppelhornvogel, Schweinsaffen haben sich im Bereich des Visitor Center ausgebreitet, Olivbartvogel
Schwarzer Hornvogel, Sundafischuhu, Grüner Skorpion, Fischotter
Furchenhornvogel Männchen, Grünscheitelbartvogel, Großer Goldrückenspecht, Furchenhornvogel Weibchen
Danke an meine Frau für das Making-of-Bild der Furchenhornvögel
Am letzten Tag trafen wir Jo und Ken und vereinbarten einen ruhigen Tag zu verbringen. Wir sind dann an einige Orte gefahren um ein paar seltene Eisvögel zu sehen, leider ohne Erfolg. Es kreuzte lediglich ein Rotlappenkiebitz unseren Weg.
Die Zeit war wieder viel zu schnell vorbei. Wir waren auf einer spannenden Reise mit einer tollen Mischung aus Kultur und Natur. Der Isaan ist tatsächlich noch ein Geheimtipp für Touristen wie uns, die noch unverfälschte Gegenden genießen wollen. Eine Planung durch Reiseprofis halten wir für erforderlich wegen der noch spärlichen Infrastruktur und der fehlenden Englischkenntnisse in dieser Region. Deshalb geht unser Dank auch diesmal an Jasmin von den Traveljunkies für die minutiöse Planung und an die Guides vor Ort für die gelungene Durchführung der Reise.
Haew Suwat-Wasserfall (hier ist Leonardo DiCaprio im Film „The Beach“ runtergesprungen), Rotlappenkiebitz, Hirsch, Applaus!
Wem der Bericht gefallen hat, klatscht bitte in die Hände, wem nicht, der sagt’s nicht weiter.
Kathrin und Andreas Freytag