Erfahrungsbericht Segeltörn durch die Karibik

Meine erste Segelreise überhaupt startet auf Martinique, wo mich endlich Sonne, warme Temperaturen und die ersten schönen Strände erwarten. Wenn man vom kalten und grauen Deutschland kommt, löst schon das Aussteigen aus dem Flugzeug Glücksgefühle aus und die Vorfreude auf meinen bevorstehenden Segeltörn durch die Karibik steigt noch einmal rapide an.
Es lohnt sich ein paar Tage früher anzureisen, damit man die Highlights von Martinique in vollen Zügen genießen kann. Dazu gehören eine Wanderung auf den Gipfel des Vulkans Montagne oder eine Abkühlung in den traumhaften Wasserfällen Cascades Didier. Les Salines gilt als der beliebteste Strand und wenn man davor steht, weiß man auch warum. Türkisfarbenes Wasser, unzählige Palmen und puderzuckerweißer Sand – dieser Ort lässt wirklich keine Wünsche offen. Und das ist erst der Vorgeschmack, denn es wird sogar noch viel, viel besser!


Strand Martinique (Les Salines)

Das Motto „Der Weg ist das Ziel“ trifft für mich nirgendwo so zu, wie beim Segeln. Die Aussichten während der Fahrt sind atemberaubend und überraschen: Unsere Route ist geprägt von dünn besiedelten Karibikinseln, menschenleeren und unbebauten Stränden und vielen grünen Bergen. Und obwohl man sich an der Landschaft kaum sattsehen kann, kommt auch das Mitsegeln nicht zu kurz. Unser Skipper achtet darauf, dass jeder (der möchte) mal das Ruder übernimmt.


Jeder darf mal das Ruder übernehmen


Aussichten während der Fahrt

Unser erstes Ziel ist St. Lucia. Angekommen zwischen den zwei majestätischen Pitons, für die die Insel so bekannt ist, springen wir erstmal ins Wasser. Das Segeln hat so viele Vorteile und einer davon ist es nur einen Schritt Entfernung zum Meer zu haben. Es fühlt sich fast unreal an, so schön ist es hier. Wem Schwimmen zu wenig ist, kann die beiden vulkanischen Berggipfel auch bei einem Ausflug erklimmen.


St. Lucia

Und genau so geht es die nächsten Tage weiter: fast unwirklich schöne Kulissen, die wir nur dank des Segelbootes erreichen. Kreuzfahrtschiffe sind für die Buchten zu groß, die nur über das Wasser zu erreichen sind. Auch wenn man meinen könnte, man hätte irgendwann genug von puderzuckerweißen Stränden, warten Tag für Tag neue Highlights auf uns.

Der nächste Stopp ist die weltberühmte Salt Whistle Bay auf der Insel Mayreau (der Traum eines jeden Seglers). Auf der einen Seite die Wellen des tiefblauen Atlantiks und auf der anderen Seite die Türkistöne der Karibik. Dazwischen nur wenige Meter palmengesäumter Strand, auf dem wir stehen. Alleine. Mal wieder. Kaum zu glauben, dass wir dieses Paradies ganz für uns haben. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang und schwimmen dann die wenigen Meter zurück zum Boot. Und ich frage mich in dem Moment, genauso wie die kommenden zwei Wochen, ob es überhaupt noch schöner sein kann.


Salt Whistle Bay

Nächster Stopp: Die Tobago Cays! Die Gegend, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Dabei handelt es sich um eine abgelegene Inselgruppe, bestehend aus fünf unbewohnten Inseln, Teil des Archipels der Grenadinen und ein wahres Naturparadies. Hier findet man eine riesige Vielfalt an intakten Korallenriffen (von leider wenigen, die es auf der Welt noch gibt) und eine reiche Unterwasserwelt. Mit unserem Dinghi (Beiboot) geht es zu einer kleinen Sandbank, wo wir das Boot zurücklassen und mit Schnorchel und Taucherbrille ins Wasser gehen. Und plötzlich ist da ein Moment, den ich mir nicht hätte schöner ausmalen können: Ich bin nicht nur von einer Schildkröte umgeben (was auch schon richtig schön gewesen wäre), sondern gleich von fünf Schildkröten auf einmal! Hier ist es geradezu unmöglich, keine Schildkröten anzutreffen, vollkommen zu Recht trägt die Bucht den Namen Turtle Bay. Und dazu bunte Korallen soweit das Auge reicht. Mit den Tierbeobachtungen geht es dann an Land weiter, wo am Wegesrand der größte Leguan sitzt, den ich je gesehen habe. Und so hat jeder Tag sein eigenes Highlight.


Unterwasserwelt der Tobago Cays

Als nächstes segeln wir bei perfekten Windbedingungen zu einer der kleinsten Inseln der Welt: Mopion Island. Man kann die Insel in unter einer Minute umrunden, denn sie erstreckt sich gerade einmal über eine Fläche von wenigen Metern. Auf ihr findet man lediglich einen Sonnenschirm, unter dem sich schon einige Gruppen verewigt haben. Wir warten wenige Minuten, bis die Gruppe vor uns gegangen ist und haben dann auch diese Insel wieder für uns alleine. Feinster, weißer Sand, der wie Puderzucker unter den Füßen knirscht und das Wasser in jedem Blau- und Türkiston, den man sich nur vorstellen kann. Wie ein Gemälde von der Natur geschaffen.


Mit dem Dhingi nach Mopion Island

Ab ins Dhingi und zurück zum Boot, wir nehmen Kurs auf Union Island. Eine der größeren Inseln, perfekt gelegen auf unserer Route, damit wir unsere Vorräte aufstocken können. Nach fast einer Woche zurück auf einer Insel mit Infrastruktur können wir hier Bargeld abheben und wer sein Käppi während des Segelns verloren hat (also die Hälfte der Gruppe) wird genauso fündig. Neben dem Einkauf von frischem Obst und Gemüse werden Postkarten nach Hause geschickt und Souvenirs als Erinnerung gekauft. Abends besuchen wir eine Bar und die Stimmung auf den Straßen ist genau so, wie man sich Lebensfreude pur vorstellt! Die Reggaemusik und die Freundlichkeit der Barbesitzer verkörpern das karibische Lebensgefühl, das man hier in vollen Zügen genießen kann.

Außerdem besuchen wir hier Happy Island, eine winzige Insel, die aus Korallen und Muscheln von den Einheimischen erbaut wurde. Die Besonderheit? Sie ist komplett handgefertigt und wieder treffen wir auf Einheimische, die freundlicher nicht sein könnten. Die herzlichen Menschen lassen uns hier wie zu Hause fühlen und was eigentlich nur als kurzer Schwimmstopp gedacht war, endet mit einer spontanen Verlängerung und Cocktails bei Sonnenuntergang. Hier kann man das karibische Flair erleben.


Happy Island

Das ist auch einer der unzähligen Vorteile an einer Segelreise: Unser Skipper hat viele Vorschläge, um die zwei Wochen in der Karibik zu füllen, aber die Gruppe entscheidet das Programm am Ende gemeinsam, inklusive spontaner Verlängerungen und jede Menge eigener Wünsche.

Am nächsten Tag kommt einer meiner Lieblingsmomente der Reise: Wir ankern vor Sandy Island, eine Insel, wie sie schöner nicht sein könnte. Genau so, wie man sich die Karibik vorstellt. Strahlend weiße Strände und das Wasser so türkis, als wäre die Farbe künstlich gemischt. Wir holen uns Kokosnüsse von den Palmen herunter und das öffnen mit einem Stein klappt sogar richtig gut.
Am Abend machen wir ein Lagerfeuer und während ich in die Flammen schaue, wird mir wieder einmal bewusst, dass das Reisen für mich das Schönste auf der Welt ist. Durch genau solche besonderen Momente, die fast süchtig machen.
Und das war immer noch nicht alles: Zurück an Bord springen, das Meer durch den Vollmond und den unglaublichen Sternenhimmel über uns hell beleuchtet, nochmal ins Wasser.


Sandy Island

Eine Reise in die Karibik wäre nicht vollständig, wenn wir nicht mindestens einen Drehort von „Fluch der Karibik“ besucht hätten. Wir segeln zu Petit Tabac, die Insel, auf der Captain Jack Sparrow ausgesetzt wird und zu der Hafenstadt Port Royal, die in der Wallilabou Bay auf St. Vincent gebaut wurde. Das Timing ist perfekt abgestimmt, wir ankern am Abend, damit wir den sonst so beliebten Ort für uns haben. Und der Plan geht auf, um 6 Uhr morgens ist außer uns noch niemand da. Dafür lohnt sich das frühe Aufstehen – die Atmosphäre inmitten der Filmkulissen ist einzigartig. Beim Betreten der Halle fliegt erstmal eine ganze Schar Fledermäuse nach draußen. Auch den Piratenfriedhof und die Galgenplätze findet man hier. Wer möchte, kann zu den Dark View Falls wandern, ein beeindruckender Wasserfall, der auch Schauplatz für einige Szenen der Filmreihe war.


Fluch der Karibik Set auf St. Vincent

Unser nächster Ausflug führt uns auf den Vulkan La Soufrière von St. Vincent. Der Pfad führt uns zuerst durch üppige Regenwälder und wir genießen die ersten Ausblicke auf das Meer. Über grüne Berghänge bis die Landschaft immer karger wird und ausgedorrte Bäume das Bild prägen. Durch steiniges Geröll bahnen wir uns den Weg zum spektakulären Kraterrand und die Aussicht belohnt wirklich jede Anstrengung. Hier lasse ich am besten die Fotos für sich sprechen (was bei dem Geruch der rauchenden Schwefelschwaden des noch aktiven Vulkans vielleicht nicht das Schlechteste ist).



Der Vulkan La Soufrière

Und da ist sie, meine Lieblingsreise – das erste Mal, dass ich das von einer Reise sage. Bis jetzt dachte ich, es gibt einfach zu viele schöne Orte auf der Welt, um sich zu entscheiden. Ich hatte mich auf Sonne, warme Temperaturen und türkisfarbenes Meer gefreut. Aber auf einer einsamen Insel selbst gepflückte Kokosnüsse zu trinken, Lagerfeuer zu entfachen, umgeben von neugierigen Schildkröten zu schnorcheln, jeden Tag vom Boot ins kristallklare Meer zu springen, Filmkulissen zu erkunden und einen Vulkan zu besteigen – das hat alle Erwartungen übertroffen.
Aber nicht nur die Erlebnisse und paradiesischen Orte machen die Reise so besonders. Es ist das Gefühl von purer Freiheit beim Segeln, es gibt einfach nichts Vergleichbares. Wenn der Wind das Segel füllt und das Boot leicht über das Wasser gleitet, dann vergisst man jeden Alltag zu Hause. Während man stundenlang auf den endlosen Horizont schauen könnte und die Sonne auf dem Meer glitzert, da zählt nur das unvergleichliche Gefühl der Freiheit. Das muss man einfach selbst erlebt haben!